Der Deepthroat in der Oper – Lucia di Lammermoor

Das Ende kommt ja oft zu früh.

Diese Weisheit kennt nicht nur Dr. Sommer, sondern auch der Zuhörer, der „Lucia di Lammermoor“ im Staatstheater gesehen hat. Dort beginnt die Oper von Dönerzetti nämlich ganz traumatisch statt dramatisch mit dem Tod von Romeo und Julia, bzw. wie sie bei „Lucia di Lammermoor“ heißen, Lucia und Erdogan, ähm Edgardo.
Diese Vorwegnahme, wie man sie auch bei dem Film „Love Story“ kennt, (der ja iwie auch die Shakesbeer Story bearbeitet) hat zur Folge, dass der Tod der jungen Frau (die man nicht kennt, und deren Tod einem dadurch auch total egal ist) von einem älteren Mann (den man auch nicht kennt, und dessen Trauer einen daher auch nur peripher tangiert) aufs „operischste“ bedauert wird – nur eben nicht von den Zuschauern.

Jeder, der die Handlung noch nicht kannte, bedankt sich natürlich für den dadurch entfallenden Bluthochdruck, den die Schicksalsfrage des unerwünschten Paares verursacht hätte.
Es ist also soweit: Das Theater macht Oper für Opa.

Lucia di Lammermoor wurde 1835 uraufgeführt und gehört zur Belcanto Epoche. Die Wahnsinnsarie (da sie vollkommen wahnsinnig ist, Arie und Lucia) il dolce suono (seine süße Stimme) bildet den gesanglichen Höhepunkt der Oper. Darin gibt es ein concertierendes Prinzip, sprich, die Sängerin wetteifert mit der Querflöte. Ja liebe Jazzer, ihr und wir Blueser nennen das „call and response“.

Zum Reinhören mal eine auserirdisch gute Interpretation von Maria Callas, die, wie wir ja wissen, zu gut war um von dieser Welt zu sein:

 

QUERFLÖTE?!

WTF?
Schreit ihr jetzt zurecht, denn es gibt nämlich eine viel interessantere Variante der Arie, bei der die Tröte durch eine „Killer“- Glasharmonika ersetzt wird.

Aber da haben sie bestimmt niemanden auftreiben können, der das kompetent spielen kann (reine Mutmaßung) oder hatten einfach Angst vor dem „Fluch der Glasharmonika“.

Falls unter euch jemand ist, der das Ding auch blind hinterm Kopf beherrscht und noch am Leben ist, melde er sich bitte! Ich sehe da eine Weltkarriere am Horizont, gepflastert mit einer Menge Scherben und Spucke.

Die Inszenierung drittelt die Namensgeberin der Donizettioper in eine sehr junge, stumm-schauspielernde Lucia, eine zweite, die auch die Teufelsarie sang (der man wunderbar anmerkte, dass sie gerade Höchstleistungen vollbrachte. Auch wenn manche Töne leicht schrieen (ja das schreibt man so) klangen sie immer sehr nach Gesang, anders als bei Anna Netrebko, die diese Töne klingen lässt, als ob sie eine Piccoloflöte im Halse hätte, oder wie man auf porno-deutsch sagt: Als ob sie eine Piccoloflöte deepthroat). Hui das war ja mal eine lange Klammer.
Wo war ich? hm.
naja, egal.
Falls ihr die Vorstellung noch besucht, achtet mal darauf, dass einer der Protagonisten haarige Verwandtschaft zu folgendem Herren aufweist:

Martok.

Ach ja. Hab den Faden wieder gefunden. Ich war hier:
…und eine dritte Lucia, die aus unästhetischen Gründen mit einer Glatze auf der Bühne singen musste um sich der aktuellen Herrenhaarmode anzupassen.

Wobei wir dann wieder bei der Oper für’n Opa wären.

 

Holger Kurtz

hat auf Anliegen seiner Eltern ("Mach doch besser was solides, Junge") von BWL zu Musikmanagement an der Universität des Saarlandes gewechselt. Dort hat er nach 323 Kaffees seinen Bachelor of Arts bestanden und studiert nun Musik- und Kulturmanagement (M.A.) in München. Mit seinen biblischen 24 Jahren hat er bereits alles erlebt und kennt das Internet noch aus der Zeit, als es noch schwarz-weiss war. Hört leidenschaftlich gerne Blues und ernste Musik. Die nmz wurde auf ihn aufmerksam, als er die nmz auf Twitte verbrannte und brennt selbst für Musikvermittlung. "Journalismus ist meine Kippe, aber Musik mein Nikotin." Peace I'm out.

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