#Podium2016 |Lieder vom Nahen Osten und Fernen Westen
Und dann war da noch das Konzert in der Kirche.
Dass es kein Gottesdienst werden würde, versprach bereits der ungewohnte Anblick proppevoller Sitzreihen. Wenn ich öfter in Kirchen wäre, wüsste ich sicher, wie der Teil des Gotteshauses heißt, in dem die Bühne mit Orchester aufgebaut wurde. In Ermangelung kirchlicher Kompetenz würde ich den Ort als „Da hinten“ bezeichnen.
Das Orchester war ungewohnt füllig für Podiumsmaßstäbe: Akkordeon, Gitarre, Streicher, zwei Sängerinnen und „sonstige“ Musiker ersetzen die Funktion des Predigers. Frei nach der Hitsingle „Einmal um die Welt“ von Pandamaskenmodel Cro tuckerte die musikalische Pilgerfahrt durch die USA, Syrien, Spanien und Aserbaidschan. In Ermangelung sprachlicher Kompetenzen ging mir dabei leider häufig die lyrische Dimension flöten. Eine Übertitelung oder ein Programmheft wäre nice gewesen. So erschloss sich mir nur der ästhetische Gehalt einer fremden orientalischen Sprache. Allein mit den Augen zu verstehen war hingegen die Lichtprojektion: Regen und Donner brachten das Wetter des heutigen verregneten Tages ins Gestern.
Gänsehaut-Atmo! Share on XNach dem grimmigen Himmelsgrollen erlag das Konzert jedoch der gleichen Hybris wie Formel-1-Legende Michael Schumacher. Es erreichte den Höhepunkt – und versuchte dann erneut durchzustarten.
Der Clash of Civilizations blieb aus, die Musik harmonisierte zu sehr, es klang alles sehr ähnlich. Abwechslung brachte das vision string quartet, welches mit intimen, instrumentalen Intermezzi die sprachlichen Mauern der Kulturen überwand. In Ermangelung einer Idee für ein raffiniertes Ende: Amen.
© Leo Higi
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