Meine Klarinetten und ich
Neulich marschierte ich direkt aus der Yogastunde in meinen quietschbunten Yogahosen und mit einem Detox-feel-good-Tea in der Hand in die Musikhochschule.
(Damit mich keiner für völlig irre hält beim Weiterlesen: Das Thema der Yogastunde war „Schönheit im Kleinen“ entdecken.)
In einem Schrank unter der Treppe, der sich großzügig Überaum nennen darf, öffnete ich also meinen Klarinettenkoffer und starrte meine Instrumente an. Es ergriff mich eine feierliche Stimmung. Ich nahm eines der Instrumente in die Hand und war seltsam fasziniert. Wie schön und filigran dieses handwerkliche Meisterwerk doch aussieht! Und das ist ganz mein Eigentum! (Na gut… fast. Irgendwann werde ich sie abbezahlt haben.) Und wie gut das Holz riecht! Diese Maserung… ein warmes Gefühl durchflutete mich. Seltsam glückselig und mit leicht verzücktem Blick begann ich also zu üben.
Ein paar Tage später erzählte ich offenherzig einer Freundin von dieser besonderen Erfahrung. (Na gut, ein bisschen geriet ich auch ins Schwärmen. Schließlich sind meine Klarinetten auch gerade neu und eben einfach wunderschön!) Sie gluckste ein paar Mal während der Geschichte, bevor sie am Ende in lautes Gelächter ausbrach. Anschließend, als sie irgendwann wieder atmen konnte, sagte sie: „Laura, wir sollten uns über dein Liebesleben unterhalten. Mein Hirn schreit bei deiner Erzählung nur noch PHALLUS!“
An dieser Stelle habe ich mich dann vor Lachen fast tödlich an meiner eigenen Spucke verschluckt.
Ich dachte nämlich: Ein Glück habe ich noch nie erwähnt, dass ich am allerallerliebsten Bassklarinette übe. Weil das Instrument so groß und massiv ist, man da mal ordentlich was in der Hand hat und das Spielen darauf einfach so wahnsinnig intensiv für den ganzen Körper ist. Stabiler Luftfluss benötigt eben Körpereinsatz. Tiefe Töne verursachen Vibrationen und so. Außerdem klingt es einfach unschlagbar, eben ein tiefes, zufriedenes, sattes Brummen. Dieses Instrument ist einfach der BBC unter den Klarinetten.
Und noch mehr #unnerum: Kleine Dinger, wie einer Es-Klarinette, (Bildungsauftrag!) machen mich einfach nicht heiß.
Nachdem ich dem Vor-Lachen-Erstickungstod also ein weiteres Mal in meinem Leben von der Schippe gesprungen war, sponn ich diese Beziehungsgeschichte in meinem Kopf noch etwas weiter.
Bei genauerer Betrachtung meiner Mensch-Instrument-Beziehungen wird es eigentlich erst richtig interessant. Falls unter den lieben Lesern nun ein Psychologe ist – vielleicht hat ein Fachmann ja auch eine Meinung dazu? (Bin mir allerdings noch nicht ganz sicher, ob ich die wirklich auch hören möchte.)
Danke! Hätte Freud mal Barisax oder Bassklarinette gespielt… er hätte uns verstanden. (Oder er dreht sich jetzt im Grabe um…;-))
I feel you. So’n Barisax ist besser als ein Sopran (auch wenn das nicht meinem Besitzstand entspricht…) und je größer, desto besser. Scheiß auf Freud.