Rein in den Elfenbeinturm!
Behandelt mich nicht nett. Erzählt mir nicht, dass es »eigentlich ja total cool« sei, zwitschert mir nichts von Einfachheit, drängt mich nicht backstage. Macht mir kein Sonderangebot. Holt mich nicht dort ab, wo ich bin. Ich will doch weg.
Lasst mich schuften, lasst mich blechen, lasst mich sitzen und nichts verstehen. Ich will doch denken. Sagt mir nicht, was ihr euch dabei dachtet. Harakiri statt Geständnis. Ich find’s schon noch raus. Lauft mir nicht hinterher, ich weiß doch auch nicht, wo ich hin will. Gebt mir Wörter, die ich erst benutze – und dann verstehe. Ich will nicht mitmachen, ich will zuhören. Nehmt mich nicht an der Hand, sondern schubst mich ins Nichtschwimmerbecken.
Tut nicht so, als sei es für euch auch ganz toll gewesen. Ich weiß, es war für euch auch Arbeit. Grummelt: „Das verstehst du nicht!“, damit ich an euch zweifeln kann. Ich will von Dingen hören, bei denen ich nicht wusste, dass ich sie nicht kenne. Hä? Lasst mich Sätze zweimal lesen, um sie zu verstehen.
Keiner kennt eure „Stars“. Sucht euch endlich eigene Namen: Philharmoniker, Symphoniker, Staatskapelle, Staatsorchester, Rundfunkorchester des XYZ, Rundfunksymphonieorchester des XYZ, Philharmonisches Orchester [STADT]. Nummeriert euch doch gleich durch.
Hört auf, so zu tun, als sei Popmusik kein meritorisches Gut. Sie ist von Wert. Ende. Ich halt’ es mit Flaubert und will in den Elfenbeinturm. Denn der Turm ist hoch und es gibt keinen Lift und man munkelt, dort oben rieche es so… so nach Weite. Erkläre ich jetzt die Verbindung von Flaubert – Elfenbeinturm, oder lass ich euch damit allein? Natürlich lass ich euch allein. Habet den Mut, euch eures eigenen Internets zu bedienen!
Ihr fabriziert doch nur „Kultur für alle“, wenn’s um Sponsoring geht. Und das ist auch gut so. Wer alle schnell satt machen will, reißt Tüten auf. Kocht doch wie Opa: »Wenn’s dir nicht schmeckt, hast du’s einfach noch nicht oft genug probiert«. Er wusste auch: »Ohne kochen kein Genuss; ohne Schweiß kein Erguss«.
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