Wie schreibt man eine Kritik? – Teil 1

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Letztens hatte ich mal Zeit um die ZEIT zu lesen.

Ich wische vor ins Feuilleton. Wenig über Musik, aber ja, doch etwas, was man nicht oft liest: „Beflügelt zu den Riesen“ eine phänomenale Kritik über den phänomenalen 23-jährigen Pianisten Daniil Trifonov.

Während Lang Lang sich auf Udo Jürgens’  ZDF Bday Sendung „Mittendrin im Leben“ mit einer High-Speed Interpretation von  Mozarts Rondo alla(h) Döner in die Herzen von zu vielen senilen Rentnern spielte, regt sich wohl etwas am Pianistenhimmel.

Daniil Trifonov.

Bitte den Namen nicht gedankenverloren überfliegen und dann einfach „der Russe“ sagen. Der Junge bekam den wichtigsten Preis der Welt, den ECHO Klassik in der Kategorie “Die meisten Facebook-Likes”

Daniil Trifoniov.

Das wichtigste zuerst: Wie merke ich mir so einen Namen?

Meine Methode:

Erstmal der Vorname. Daniil, der Schrecken jeder Autokorrektur.

Dann der Nachname. Trifonov: Tri-Drei, Fono-Grammofon(o), v wie Vendetta. Klingt verrückt und unlogisch und das ist auch gewollt.

Ok, den Namen haben wir jetzt schonmal.√ Wie kritisiere ich jetzt kompetent seine Musik? Konkret: Woran erkenne ich, dass er so phänomenal ist, oder eben nicht ist? Wie schreibt man eigentlich eine Kritik?

Gute Frage. Schwierige Antwort. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten:

1) Ich schau mal, was die anderen geschrieben haben. Das geht dank Google schnell und kostenlos. Aha, New York Times:

http://www.nytimes.com/2013/02/07/arts/music/daniil-trifonov-at-carnegie-hall.html?_r=0

das ließe sich jetzt in eigenen Worten zusammenfassen und auf den aktuellen Stand bringen. Dazu noch eine kleine Einleitung über die Carnegie Hall oder das Klavier per se und bingo, bongo: finito.

2) Ich schaue in den Pressetext (siehe folgender Link), formuliere ihn um und kritisiere noch ein paar Kleinigkeiten, damit es nicht nach Werbung aussieht:

http://www.deutschegrammophon.com/de/album/trifonov-carnegie-recital/ueber-das-album.html

Dankbarerweise hat die Deutsche Grammophon auch die Pressestimmen gesammelt, so zur Inspiration.

3) Ich nehme eine Kritik über etwas anderes und tausche nur die Eckdaten aus. Wer weitblickend schreibt, nutzt schwammige Umschreibungen wie „verbindet die Biegsamkeit der Form mit der Freiheit des Schöpferischen“ (Wolfram Goertz) – klingt sogar noch super. Was das genau heißt, oder an welcher Stelle man das herausgehört hat, fragt eh niemand. Klingt toll – ist toll. Falls doch jemand fragt, einfach Joachim Kaiser zitieren: „Urteile über Kunstwerke kann man nicht beweisen“. Kaiser zitieren ist übrigens immer gut.

4) Es gibt noch den Königsweg. Dazu mehr in „Wie schreibt man eine Kritik Teil 2“

phänomenaler Cliffhanger, gebt’s zu!

Apropos „phänomenal“:

Wie heißt der Pianist, der gerade in den Himmel gelobt wird?

Ja genau: Der Russe.

Holger Kurtz

hat auf Anliegen seiner Eltern ("Mach doch besser was solides, Junge") von BWL zu Musikmanagement an der Universität des Saarlandes gewechselt. Dort hat er nach 323 Kaffees seinen Bachelor of Arts bestanden und studiert nun Musik- und Kulturmanagement (M.A.) in München. Mit seinen biblischen 24 Jahren hat er bereits alles erlebt und kennt das Internet noch aus der Zeit, als es noch schwarz-weiss war. Hört leidenschaftlich gerne Blues und ernste Musik. Die nmz wurde auf ihn aufmerksam, als er die nmz auf Twitte verbrannte und brennt selbst für Musikvermittlung. "Journalismus ist meine Kippe, aber Musik mein Nikotin." Peace I'm out.

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